Prof. Dr. Josef Rauscher

VL: Philosophie des Bildes

SoSe 2012:  Zeit: Mi: 14-16  Raum: P2   Beginn: 18.4.2012

Kommentar:
Die Frage nach dem Bild und seiner Wirkmächtigkeit ist, Vilém Flusser zufolge, eine der wichtigsten Fragen der heutigen Philosophie. Dabei mag der Übergang zu den sogenannten technischen Bildern eine gewisse Rolle spielen. Der eifrig propagierte ‚iconic turn' brachte jedoch eine Unmenge von naiv vorgetragenen, begrifflich unzulänglich reflektierten Überlegungen hervor.
Die Vorlesung sucht nach einer ersten Begriffsbestimmung von ‚Bild' systematisch die Fragen nach der kognitiven Valenz und nach dem Wirkpotential von Bildern und Bildfügungen zu betrachten. Dabei wird die Rolle des uneigentlichen sprachlichen Bildes betrachtet und von da aus der Rücktransfer zum technischen Bild und seinen Möglichkeiten gesucht. Die Rolle von Einbildungskraft und Sinneswahrnehmung, aber auch die der Fixierung von Bildern in unterschiedlichen Medien wird so erschlossen. In diesem Zusammenhang soll zumindest tentativ der Übergang von einer Philosophie des Bildes zu der Frage nach den Grenzen und Möglichkeiten eines Philosophierens in Bildern gesucht werden.
Die Grundfragestellung findet sich schon in der Gegenstellung von Platon als Bilderfeind zum bildverliebten Gorgias in der Antike personalisiert. Hat man in Nietzsche und Wittgenstein beeindruckende Propagatoren des Rekurses auf sprachliche Bilder, so sucht Roland Barthes noch die Rhetorik des Bildes anti-platonisch auf die Materialität des Signifikanten hin zu unterlaufen. Gilles Deleuze aber gelangt auf einer analogen Basis zur Behauptung der Möglichkeit eines Denkens in Bildern, das im Film abläuft. Letztlich stellen sich so die Fragen nach einem möglichen ‚Philosophieren in Bildern' in ihrer Radikalität erst im Blick auf das Technobild und seine Möglichkeiten.


Empfohlene Literatur

Die Literatur zum Thema ‚boomt'. Eine praktische Orientierung bieten die Sammelbände von Klaus Sachs-Hombach (Hg) Bildwissenschaft. Disziplin, Themen, Methoden. Ffm: Suhrkamp, 2005 und ders. Bildtheorien. Ffm.: Suhrkamp (stw 1888), 2009. Daneben möchte ich Gottfried Boehm (Hg) Was ist ein Bild? München: Fink, 1994; Mitchell, W.J.T. (94) Picture Theory. Chicago und Belting, H. (2001) Bildanthropologie: Entwürfe für eine Bildwissenschaft. München, als brauchbaren Hintergrund für die Problematik erwähnen. Im Grunde aber wäre in erster Linie Platon zu lesen und die Theorien des technischen Bilds von Roland Barthes, über Vilém Flusser zu Gilles Deleuze, kulminierend im Film, zu bedenken. Eine Ideenskizze bietet mein Aufsatz "Philosophie des Bildes – die Herausforderung Platons" In: Koebner, Th./ Meder, Th. (Hg) Bildtheorie und Film. München, 2006: 135-157.